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Fachtagung am 15. Oktober 2008 im schönen Mendelsohn Saal der Stadthalle Wuppertal

10:20               OB Peter Jung stellt einleitend fest, dass der soziale Zusammenhalt der Kommune in erster Instanz durch integrationsfördernde Projekte wie z.B. das Fanprojekt Wuppertal gewährleistet wird.

3 Punkte… äh…3 Minuten später findet sich Marc Hentschke, Bundesvorsitzender des evangelischen Fachverbands für Arbeit und soziale Integration e.V., hinter dem Rednerpult ein. Nach einer kurzen Verschnauf-Pause und technischer Raffinesse zw. Übertragung seiner Worte in metaphorische Bilder geht es auch schon los.

10:45 Schlagworte wie Stärkung von Ausbildungsförderung und Dezentralisierung von Strukturen im SGB II bilden den roten Faden. Leider zieht sich genauso ein gewisser Grundpessimismus bezüglich der Umsetzung angedachter Gestaltungsräume durch den Vortrag, welcher schlussendlich mit einem eindeutigen Bild noch einmal deutlich präsentiert wird. Eine Kuh fliegt über mehrere Artgenossen hinweg (ähnlich eines Weitsprungs über Hindernisse).

Merkwürdig ist, dass a) Kühe nicht fliegen können, b) nicht deutlich ist, wer sich hier über wen hinwegsetzen will und c) dass man die Übergangenen… ich meine natürlich die Übersprungenen nur von hinten sieht? Und überhaupt, Kühe sind Wiederkäuer mit 12 Mägen, die im Freien von zig Fliegen belagert werden… Wurde diese Metapher also bewusst gewählt?

Während das angestrengte Publikum über den tieferen Sinn dieser Metapher philosophiert, nähert sich in Vertretung für Dr. Matthias Schulze, der leider kurzfristig einen wichtigeren Termin wahrnehmen musste, der Chef himself: Thomas Lenz, Geschäftsführer der ARGE

11:30 Es wird zusammengefasst, dass die ARGE-Organisation, die sich momentan zwischen zentraler Koordinierung und Lokalisierung hin und her reißen lässt, dringend auf der durchsehenden Seite, oder sollte man sogar von der durchschauenden Seite, des venezianischen Spiegels verorten lassen muss. „Die Glasfassaden haben Risse“. Und wenn so ein Glasspiegel erst mal bricht – na dann heißt es: 7 Jahre Pech. Das wollen wir doch nicht, oder?

Nach dieser Ansammlung starker Thesen gönnt sich der Zuhörer erst mal eine entspannte Mittagspause. Beim Internationalen Bund mit Wok-Essen gestärkt gibt’s beim EDB den heißen Café danach und das passende Gebäck hierfür liefert die DEKRA. Für das schlechte gewissen noch ein Äpfelchen bei der Akzent Sprachschule abgestaubt, eine Runde Kickern am selbstgebauten Kickertisch im Miniaturformat der VHS-Lehrgängler und nach kurzer Kollegen-Aquise geht’s auch schon wieder zurück zu Teil II des Fachforums. Herr Eckhard Arens, Dirketor des Caritas Verband Wuppertal gibt sich und uns die Ehre eines Edikt zu mehr Fürsorge der Menschen untereinander.

13:30 In personifizierter Vertretung eines lokalen Trägers hören wir endlich etwas über Menschsein, Schicksale und Probleme. Jemand, der die Tücken einer menschlichen Gesellschaft durchschaut hat stellt gebührend fest, dass die Lösung für alle im 3. Arbeitsmarkt liegt. Herr Ahrens braucht kein Gesetz und die ARGE keine Gesetzesänderung – nein… Was wir alle, die Menschheit brauchen ist mehr Fürsorge im SGB II, eine Anpassung der vorhandenen Gesetze an die Schicksale von Langzeit-Arbeitslosen, natürlich nach dem Subsidiaritätsprinzip. Der würdevolle Umgang mit einander und natürlich, ja vielleicht sogar erst recht, das verständnisvolle Lächeln des Mitarbeiters der ARGE für den ungepflegten und stark riechenden obdachlosen & alkoholkranken Ex-Häftling mit Migrationshintergrund, das sind die Zutaten, aus denen man sich eine funktionierende Gesellschaft zusammen kochen kann (nachzulesen im Kochbuch…upsi…Kursbuch der ARGE). Fürsorge und Verständnis, Liebe und Nähe – das sind Schlagwörter, die die Zukunft der ARGE beschreiben. Jawoll!

Apropos „Nähe“: Herr Stefan Kirschsieper, GF Kottmann-Werk und stellv. Bundesvorsitzender der Wirtschaftsjunioren, fühlt sich beflügelt, nun auch seinen Beitrag zu Nähe kund zu tun. Er bringt die Sache auf den Punkt.

14:15 Betriebsnähe – das ist es. Aus Unternehmersicht ist die Notwendigkeit lokaler Strukturen nicht mehr länger zu verdrängen. Der Mensch braucht Anerkennung und Zuwendung, erst recht so ein Arbeitgeber, der es mit dem Gnadenbrot eines Kombi-Lohnvertrags für den ohnehin schon demotivierten und auf den 1. Am nicht-vermittelbaren Hartz IV-ler, wirklich nur gut meint. Hier fehlt es offensichtlich an Anerkennung. Während der BA-Mitarbeiter mit seinem zentralen pseudo Machtgehabe glaubt, das Unternehmen fördern zu müssen, damit die Mindeststandards und Statistiken in den Controllings stimmen, will der warmherzige ARGE-Mitarbeiter „dem Betrieb gefallen“ (O-Ton Herr K.) Fazit: Die BA ist blöd, weil die keine Lust auf kommunale Organisation haben, sondern immer selber das Zepter schwingen wollen. Da fühlt sich auch ein Arbeitgeber übergangen. Mäno!

Na prima, die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Da gibt’s nur eins: Thomas Lenz muss her und auf dem Schlachtfeld zur Zukunft der lokalen Beschäftigungsförderung sein Zuschauer-Heer mit neuer Munition ausrüsten.

15:00 Man kann einen Krieg nur mit guten Soldaten gewinnen. Ein gut funktionierendes Wuppertaler Modell sieht Vernetzung, Nähe (schon wieder dieses Wort) und lokale Gestaltungsräume als Erfolgsfaktoren im Schlachtplan SGB II vs. SGB III. Wir müssen strategisch und aus einer Hand den Unternehmer, den Betrieb, den Träger und Politiker auf die richtige und notwendige Seite der Arbeitsförderung ziehen. Wir sind die Soldaten im Kampf gegen veraltete Patentrezepte einer Gesetzgebung, die aus Prinzip gegen Passgenauigkeit im Einzelfall agiert. Wir müssen gemeinsam die Netzwerke bilden und für das neu organisierte kommunale System kämpfen!

Mit hochrotem Kopf und geplatzten Äderchen im Auge beschließt Thomas Lenz seine Laudatio. Der Saal wird geräumt und zurück bleiben leere Stühle vor einem verlassenen Rednerpult mit 2 Mikrofonen, die sich wie zwei Fühler dem nicht mehr vorhandenen Redner entgegenstrecken und scheinbar auf weitere Informationen warten…

…to be continued


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