VX800 vs. XJ6

Probefahrt mit der Yamaha XJ6

Beim Händler angerufen, mit der eigenen Suzuki VX800 hingefahren, Schlüsselübergabe, aufsitzen, Motor der Yamaha XJ6 an…Spaaaaaaaaß!!!

Die „rückenschonende“ Sitzposition ist auf Anhieb sehr bequem. Der Rahmen ist im Bereich des Fahrersitzes angenehm schmal, so dass auch zwischen (schlanken) Frauenbeinen ein gutes Sicherheitsgefühl entsteht. Der Motor läuft im Vergleich zu meinem Zweizylinder merklich leiser. Schon vor Einlegen des 1. Gangs fällt mir jedoch auf, dass der  Schalthebel etwas zu weit unten angebracht ist. Beim Hochschalten muss man den Fuß ziemlich weit nach unten winkeln was für die eher aufrechte Sitzposition etwas gewöhnungsbedürftig ist. Im Vergleich zum smoothen Schalten bei der VX800 ist der Kettenantrieb etwas ruckeliger. Ich musste bei meinen ca. 80 km Probefahrt einige Male neu ansetzen, um runter und/oder hoch zu schalten. So etwas bin ich von meinem geschmeidigen Kardanantrieb natürlich nicht gewohnt. Auch die ungewohnten Nebengeräusche (ähnlich eines Quietschens) einzelner Kettenglieder erinnern mich des öfteren daran, dass hier regelmäßige Wartung angesagt ist. Dennoch, die gutmütige Leistungsentfaltung bereits kurz über Leerlaufniveau macht die XJ6-Probefahrt sehr komfortabel.


Der Motor (78 PS bei 10.000/min) ist ruhig und gleichmäßig. Beim Beschleunigen liefert die XJ6 auch im unteren Drehzahlbereich schon ordentlich Leistung um mich aus Kurven heraus zu schieben. Bis ca. 7.000/min zieht die XJ6 spürbar los und hat dabei auch einen schönen vierzylindrigen Sound. Das Fahrwerk finde ich gut gelungen, im Vergleich mit der VX eher hart – das hat aber kurventechnisch gesehen auch ganz klare Vorteile… sowohl auf Landstraßen als auch über Bodenwellen und durch Spurrillen – hier punktet die XJ6 mit ihrem „feminin“-feinfühligen Ansprechverhalten. Während die VX mich bei in Schräglage überfahrenen Spurrillen im Stich gelassen und zum starken Abbremsen genötigt hat, steckt das Fahrwerk der XJ6 selbst heftige Schlaglöcher unbeeindruckt weg Erst recht kann die XJ6 ihre gutes Handling auf kurviger Strecke und ihr sportives Fahrwerk (auch ohne Halbverkleidung) auf der Bahn präsentieren. Je mehr Drehzahl, desto mehr Spaß. Nur wenig Handkraft habe ich dabei für die Bedienung des Kupplungshebels gebraucht. Bei der VX stellt sich bereits nach den ersten 50 km beim Schalten ein Taubheitsgefühl in den Fingerspitzen ein. Bis 130km/h bin ich auch auf offener Landstrasse ohne störende Windverwirbelungen oder starkem Druck auf’s Visier gecruist – also auch in punto Windschutz kann man die XJ6 auch ohne Scheibe über den Asphalt gleiten lassen.

Wer bislang ohne ABS gefahren ist kann sich ruhig mal auf diese neue Erfahrung einlassen. Meiner Meinung nach sollte man Motorrad fahren – nicht bremsen 😉 Aber mal im Ernst: Direkt bei der Probefahrt versperrte mir in einer mit Tempo 70 durchfahrenen 90°-Kurve ein LKW die Spur. Dank ABS regelte die Maschine mich ohne Anstrengungen in kürzester Zeit auf 10 km/h runter, so dass ich genug Zeit hatte, mir zu überlegen, ob ich überhole oder warte. Toll – aber mit seinen 500 Euro Aufpreis (da optional bei diesem bike) auch nicht gerade günstig.

Einige Kritiker verurteilen den fehlenden Hauptständer. Wer alleine den Reifen wechseln möchte (obwohl die mitgelieferten Reifen ihren Job durchaus akzeptabel bewerkstelligen) oder die Kette nachspannt, der weiß den Hauptständer zu schätzen, doch wenn man ehrlich ist, dann hilft hier auch eine Aufbockhilfe. Definitiv schade ist, dass die kleinen Ziffern des LCD-Displays so wenig augenfreundlich sind. Na ja, irgendwas muss man ja zu meckern haben.

Fazit des Vergleichs: Ich würde die VX800 als entspannten (im Vergleich eher schwerfälligen) Straßenkreuzer zum Cruisen auf freier Strecke für Liebhaber mit Klassiker-Ambitionen und dickem Portmonaie einordnen während die XJ6 dann doch schon mehr drauf hat in Sachen Alltagstauglichkeit und Sportaktivität. Beim Fun-Faktor & Preis-/Leistung hat für mich mit klarem Vorsprung die XJ6 das Rennen gemacht.

Nachtrag: Bereits bei der Probefahrt stand für mich fest: „Die is‘ et!“ Inzwischen ist der Vertrag unterschrieben und eine neue midnight black XJ6n mit ABS darf sich demnächst unter meinem Hintern präsentieren J

Auf Wiedersehen VX800…  :-(


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