Ich hatte einen Traum…

Nachdem mir der Dachdecker mitgeteilt hat, dass mit dem Schutzanstrich der Zinkrinnen und den Abdeckplatten der Schornsteine die Dacharbeiten nach 1 Jahr endgültig zu Ende gebracht werden konnten und in den nächsten Tagen das Gerüst entfernt werde klingelt der Chef der beauftragten Fassadenfirma bei mir an der Tür und teilt mit, dass die Arbeiten soeben mit Erfolg abgeschlossen wurden. Obwohl der Aufwand insgesamt wesentlich größer für die Firma war, als man ahnen konnte, freut er sich über den sichtbaren Erfolg und ich kann seine Meinung nur teilen. Wir trinken einen Café zusammen, bestaunen unser rot-weißes Kunstwerk und Erleichterung macht sich breit. Ein Abschluss – ein gutes Gefühl… Um 6 Uhr 30 klingelt der Wecker. Draußen ist es noch dunkel, aber die Dämmerung deutet sich am Horizont an. Durch die gekippten Fenster im Schlafzimmer dringt die leise Musik der frühen Vögel im Garten. Schlaftrunken und schleppenden Schrittes quäle ich mich aus dem Bett und tätige routiniert meinen täglichen Gang zur Toilette. Da sitze ich nun und warte auf mein „wach werden“.  Alles nimmt seinen Lauf, wie jeden Tag, an dem ich zur Arbeit muss, doch irgendetwas ist anders. Irgendetwas unterscheidet den heutigen Morgen von all den Morgen der letzten 20 Arbeitstage. Und dann fällt es mir auf: Da ist nichts. Stille. Keine fremden Stimmen, kein Klappern des Gerüsts, keine Geräusche der Fassadenarbeiter, die in der Dämmerung ihre Baustelle für den heutigen Tag einreichten. Zum ersten Mal höre ich kein klirren oder klappern, keine fallenden Eimer, schleifende Kabel, Rufen, Gelächter und Anweisungen der Arbeiter. Da bin ich, die frühen Vögel und meine Aufsteh-Routine. Und dann wird mir bewusst: Das ist kein Traum. Das ist jetzt. Es wird keiner mehr kommen müssen. Dach- und Fassadensanierung sind seit heute Geschichte. Insgesamt musst ich über 1 Jahr die Zähne aufeinander beißen, planen, entwerfen, mit Dritten verhandeln, kooperieren, organisieren, vorbereiten, mich austauschen, dokumentieren, belehren, bezahlen, aufpassen, kontrollieren, Transparenz wahren. Ab heute muss ich mich auf einen ruhigen und echten Feierabend freuen :-)


About this entry